Die zahlreichen archäologischen Diagnosen, die in den letzten 20 Jahren im Tal der Selle durchgeführt wurden, dokumentieren die Kompexitât der alluvialen Formationen des Talgrundes. Der Horizont der groben Ablagerungen der Weichsel-Kaltzeit ist omnipräsent. Vielerorts wird er von feineren Ablagerungen (Sand, Lehm) überdeckt, die wohl dem Pleniglazial oder dem älteren Dryas zuzuordnen sind. Die spätglazialen Ablagerungen sind ungleich verteilt: in einer Rinne hat sich stellenweise eine organische Sequenz abgelagert, während die Schichten des jüngeren Dryas sich vor allem talaufwärts abgelagert haben. Talabwärts wurden die paläolithischen (oder Azilien des Allerød) und mesolithischen Reste der «Federmessergruppen» oft auf gleichem Niveau entdeckt und zeugen von der geringen Sedimentation im jüngeren Dryas außerhalb der Rinnen. Die Kolmatierung des Torfbodens ist omnipräsent: Sie beginnt in den Rinnen im Präboreal und breitet sich anschließend auf die Hänge aus, nur stromaufwärts ist sie räumlich begrenzt. Für die dicken, ungleich verteilten Tuffsteinlager steht eine genaue Datierung aus. Bei diesen Diagnosen wurden zahlreiche Siedlungspuren von paläolithischen (Azilien) und mesolithischen Federmessergruppen entdeckt. Dieses Endpaläolithikum entspricht einem noch kaum kolmatierten Talgrund. Zahlreiche Artefakte wurden auf Kiesanhöhen an den Rinnen und/oder deren unmittelbaren Umgebung entdeckt. Auch die mesolithischen Siedlungen liegen in der Regel auf den Anhöhen an den Wasserläufen. Im Laufe des Präboreals und des Boreals zieht die Ausweitung der Sumpfgebiete einen Rückzug der mesolithischen Siedlungen an die größtenteils erodierten Hänge nach sich. Die ältesten Siedlungsstrukturen sind demzufolge die am tiefsten gelegenen. Aufgrund der schwer zugänglichen Schichten und der Infrastrukturarbeiten, welche die tiefergelegenen Schichten kaum stören dürften, folgten diesen Diagnosen nur vereinzelt Grabungen. Die vorliegende Veröffentlichung bietet zunächst die Gelegenheit die Ergebnisse der Diagnosen detailliert und synthetisch zu präsentieren, die andernfalls in den Stapeln von Fundberichten untergegangen wären. Traduction : Isa odenhardt-donvez (isa.odenhardt@gmail.com).