Die Ausgrabungen im Vorfeld des Baus eines Geschäftszentrums in Beauvais auf dem place du Jeu de Paume boten Gelegenheit, in städtischem Umfeld auf fast 2 Hektar eine 5 m mächtige Stratigraphie zu erfassen und die Besiedlung vom Mittelneolithikum II bis zum Zweiten Weltkrieg untersuchen.

Insbesondere konnten im Zentrum der Stadt erstmals Siedlungsspuren aus der Zeit zwischen -3350 und -3000 nachgewiesen werden, die von einer zumindest vorübergehenden neolithischen Besiedlung dieses Sektors des Tales des Thérain zeugen.

Erst für die erste Hälfte des 1. Jh. v. Chr. konnten erneut Siedlungsspuren nachgewiesen werden, die eine 250 Jahre währende Besiedlung des römischen Caesaromagus belegen. Zunächst mussten Gräben ausgehoben werden, um das sumpfige Gebiet zu entwässern. Anschließend entstand ein von zwei decumani und einem cardo durchzogenes Wohngebiet. Die Wohnbauten mit Peristyl und Zierbecken sind typisch für die römische Architektur und wie die Keramik, das Mobiliar und die Fresken zeugen diese Wohnbauten von der Präsenz einer wohlhabenden Bevölkerung. In der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts werden große Nord-Süd orientierte Bauwerke mit einer Länge von fast 120 Metern errichtet, von denen eine monumentale Portikus und eine Umfassungsmauer, die wohl einen Park umgeben hatte, identifiziert wurden. Zwar konnte die Funktion der Gebäude zurzeit noch nicht bestimmt werden, doch es ist wahrscheinlich, dass sie Teil eines Viertels mit Verwaltungsbauten waren, darunter das Bauwerk, das unter dem Hôtel-Dieu und dem Heiligtum des Mont-Capron entdeckt wurde. Ab Mitte des 3. Jahrhunderts werden die Häuser im Grabungsareal zunehmend aufgegeben. Am Ende dieses Jahrhunderts ist das Viertel vollkommen verlassen, was die Aufgabe des städtischen Bereiches von Caesaromagus zu Beginn der Spätantike bestätigt.

Abgesehen von der Tatsache, dass die antike Ost-Westachse auch weiterhin genutzt wurde, gibt es im Grabungsareal es keine Siedlungsspuren aus der Zeit zwischen dem Ende des 3. und dem Ende des 7. Jahrhunderts. Zwischen dem Ende des 7. und dem Ende des 10. Jahrhunderts werden in einer kleinen Nekropole 10 Individuen bestattet. Spuren aus dem 11. Jahrhundert und dem 12. und 13. Jahrhundert zeugen von einer erneuten Besiedlung des Ortes; die Baumaterialien werden den antiken Bauwerken entnommen. Zu dieser Zeit wird auch der Nordwesten des Platzes besiedelt. Am Ende des 12. Jahrhunderts oder in den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts wird ein Verteidigungssystem errichtet. Auf einer Länge von 153,75 m wurde ein Abschnitt der von vier Strebepfeilern und zwei halbrunden Türmen verstärkten Befestigungsmauer freigelegt, der ein vom Wasser des Thérain gespeister Wallgraben vorgelagert war. Auf der antiken Ost-Westachse führt eine Brücke auf zwei Brückenpfeilern über den Graben zu einem Stadttor. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird das Verteidigungssystem verstärkt und den aufkommenden Feuerwaffen angepasst. Vor dem Stadttor wird eine Geschützplattform aufgeschüttet. Beiderseits der Brücke werden flussauf- und flussabwärts zwei ost-westorientierte Mauern errichtet, die einer neuen Art von Verteidigungssystem, dem sogenannten "boulevard" entsprechen. Ab 1540 wird der Bereich als Antwort auf neue Kriegsgefahr nochmals verstärkt. Die Errichtung eines zusätzlichen Stadttors weiter südlich sowie die Verbreiterung des Grabens ziehen den Bau einer Brückenanlage mit sechs Bögen und einer Zugbrücke nach sich. Der Verteidigungsgraben, dessen freigelegte Phase seiner letzten Benutzungsphase im 16. und 17. Jahrhundert entspricht, hat eine Breite von circa 20 bis 25 m und stellenweise bis 34,70 m. Am Standort des mittelalterlichen Stadttores wird eine Bastion, ein unerlässlicher Bestandteil des neuen Verteidigungssystems, errichtet. Ihre 44,20 m lange Südfront wird auf der Rückseite von mehreren Strebepfeilern verstärkt. Zur Bastion gehörte ein unterirdisches Gewölbe, das der Garnison als Munitionslager und Schutzraum gedient haben dürfte, sowie eine Kanonenkammer an der Südseite, welche die Brücke sicherte, zudem wurde eine interne Wasserversorgung angelegt.

Zu Beginn des 18. Jahrhundert werden Umbauarbeiten vorgenommen, welche den Abbruch der feststehenden Brücke, der Zugbrücke und der Kanonenkammer nach sich ziehen, und die Brücke nun auf ihre sechs Brückenpfeiler beschränken. 1732 verfügt die Stadtverwaltung den unbebauten Raum vor der Contrescarpe zu planieren, und mit Bäumen zu bepflanzen und den place du Jeu de Paume anzulegen. Im letzten Viertel des 18. Jahrhundert wird zwischen der Bastion und dem zweiten Brückenpfeiler eine Kanalisation gelegt, um die Hygiene und die Abwasserentsorgung zu verbessern. Diese Bauarbeiten ziehen nach sich, dass die drei noch heute sichtbaren Brückenbögen zugemauert werden. Die Befestigungsanlagen im Torbereich werden zwischen 1803 und 1815 abgerissen und weichen Boulevards und Promenaden, die am Ende des 19. Jahrhunderts wiederum einplaniert werden und einem Platz mit Brunnen und Musikpavillon weichen.

Nach den Bombardierungen im Sommer 1940, welche die Stadt zu 80 % zerstören, werden auf dem place du Jeu de Paume Behelfshäuser errichtet und Schützengräben angelegt. Ende der 1960er Jahre werden die Baracken abgerissen. Der Platz wird erneut aufgeschüttet und einplaniert. In den 1970er Jahren wird ein großer Parkplatz angelegt und heute steht hier das Geschäftszentrum des Jeu de Paume.

Diese archäologische Grabung bot also Gelegenheit, die Kenntnis der Geschichte von Beauvais wesentlich zu bereichern und den Plan von Caesaromagus und den der nach Philippe-Auguste benannten Befestigungsanlage zu ergänzen.

Traduction : Isa odenhardt-donvez (isa.odenhardt@gmail.com).