Die Ausgrabung von Riencourt-les-Bapaume bedeutete einen methodischen Wendepunkt in der nordfranzösischen Vorgeschichtsforschung. Seit nun mehr fast 30 Jahren führen spezialisierte Teams systematische Sondagen durch, um im Vorfeld von Bauprojekten paläolithische Fundplätze auszumachen. Die zahlreichen linearen Bauprojekte (A16, A29...) haben Massen von Informationen ergeben. Anhand dieser Datenmassen konnte ein chronostratigraphischer Rahmen der paläolithischen menschlichen Besiedlung erstellt werden, der heute einen in Europa einzigartigen Auflösungsgrad erreicht. Er ermöglicht es den chronologischen und klimatischen Phasen entsprechend die Variabilität der Steinindustrien über große Zeitspannen aufzuzeigen und in fine unterschiedliche und kohärente kulturelle Gruppen zu identifizieren. Im Kontext linearer Bauprojekte zieht die Aufdeckung von Siedlungspuren in den meisten Fällen Plangrabungen nach sich. Deren flächendeckende Abtragungen haben es dank ihrer kolossalen Dimensionen erlaubt, nicht nur insbesondere durch das Zusammenpassen der Steinartefakte, die internen Bewegungsabläufe der Fundplätze zu verstehen, doch über den einzelnen Fundplatz hinaus, auch authentische Siedlungslandschaften. Je nach den Verhaltensrekurrenzen auf mehreren annähernd zeitgleichen Fundplätzen konnten zudem Rekonstruktionshypothesen erstellt werden. Neben diesen großen linearen Bauprojekten, die außergewöhnlich sind (sowohl, was die vorgegebene Zeit als auch die zur Verfügung gestellten Mittel angeht), sind die alltäglichen Operationen oft kleinen Umfangs und begrenzen sich auf gelegentlich tiefe Diagnosegrabungen. Obwohl diesen Entdeckungen sehr (zu) selten eine Ausgrabung folgt, sind sie ein fester Bestandteil der laufenden Forschungsprogramme.